Geschichte

Die erstmalige Erwähnung einer Musik in Meßstetten ist auf das Jahr 1878 zurückzuführen. In diesem Jahr, am Pfingstmontag, wurde in Meßstetten die Fahnenweihe des Militärvereins gefeiert. Dieser Anlaß wurde von einem Musikcorps des Militärvereins umrahmt.

Das Entstehungsjahr des Militärvereins muss deshalb noch weiter zurückdatiert werden, denn eine Fahne bestellen und anfertigen lassen ist nicht innerhalb weniger Monate machbar. Ebenso braucht eine Musikgruppe mindestens ein Jahr Probezeit. Es muss deshalb davon ausgegangen werden, dass Militärverein und Musikcorps schon länger vorher existiert haben.

Der Vorstand des Militärvereins, Gemeindepfleger Stingel, begrüßte an diesem Tag die Gäste und die 5 Militärvereine der Nachbargemeinden Ebingen, Frohnstetten, Heinstetten, Hossingen und Oberdigisheim. Die drei Erstgenannten waren ebenfalls schon mit Musikgruppen ausgestattet. Auch in den Kirchenakten finden sich Hinweise auf dieses Ereignis. Hatte doch der Militärverein an den Kirchen-Gemeinderat den Antrag gestellt, die Fahne zu weihen.

Ebinger Bahnhof wird eingeweiht

Am Samstag, den 6. Juli 1878 war die Einweihung des Ebinger Bahnhofs. Auch hier wurde der Militärverein Meßstetten mit „eigener Musik“ erwähnt. Es war damals wohl nicht selbstverständlich, dass Meßstetten auf der ersten Seite einer Zeitung erscheint.

Auf einer Gemeinderatssitzung in Hartheim am 22. Dezember 1891 wird dem Militärverein Meßstetten (hier wird der Militärverein fälschlicherweise als Musikverein bezeichnet) ein Geldbetrag von 25 Mark gebilligt „für seine Dienstleistung zum Besuch seiner königlichen Hoheit des Großherzog Friedrich von Baden zur Einweihung der Wasserleitung“.

Am 23. Juni 1889 fand anlässlich des 25-jährigen Dienstjubiläums seiner Majestät König Karl ein Umzug in Meßstetten statt. Der Militärverein, die Feuerwehr und ein Gesangverein werden erwähnt.

Der letzte musikalische Auftritt des Militärvereins

Einer der letzten musikalischen Auftritte des Militärvereins fand im Oktober 1894 vor dem „Schwanen“ in Meßstetten statt.

Die Ausschussmitglieder der Militärvereine aus dem Oberamt Balingen besprachen an diesem Tag einen Zusammenschluss aller Kriegervereine. Wörtlich: „Der Militärverein Meßstetten war vollzählig angetreten und begrüßte seine Gäste mit Musik.“

Neue Musik-Ära im Touristenclub Meßstetten

Am Anfang des 20. Jahrhunderts begann in Meßstetten eine neue Musikära, die im Touristenclub Meßstetten (TCM) und TSV ihren Anfang nahm.

Der TCM wurde 1903 gegründet, im darauffolgenden Jahr war die Musik bereits ein Thema in der Generalversammlung. Unter Punkt IV hieß es: „...wurde beschlossen, eine Musik zu gründen, wozu sechs Instrumente angeschafft werden sollen.

Im Jahre 1904 wurde in der Hülb ein Kriegerehrendenkmal für die Gefallenen von 1870 bis 1872 errichtet. Es fand auch ein Umzug statt und danach gesellige Unterhaltung.

An dieser Veranstaltung wirkte die Musik des Touristenclubs maßgeblich mit.

Musikverein wird aufgelöst

Im Februar 1906 wird Gottlob Roth zum Vorstand der Musik gewählt.

Dann, am 10. Juni 1906, kam die urplötzliche Auflösung des TCM bei einem Mitgliederstand von 46 Personen, für damalige Verhältnisse ein großer Verein.

Des Rätsels Lösung findet sich in einem Kirchenbericht vom Juli 1906: „Für die Turnsache herrscht gegenwärtig unter der Jugend von Meßstetten und Hossingen große Begeisterung.“ Der Touristenclub wurde in einen Turnverein umgewandelt, den heutigen TSV Meßstetten.

Schon am 25. Juni 1906 war die erste TSV-Versammlung. Hier wurde beschlossen, dass die Musik samt neun Instrumenten vom Touristenclub zum Turnverein übergeht.

Bei der TSV-Versammlung am 08. August 1906 wurde beschlossen:„...daß die Musik bei Festlichkeiten (Waldfest und Weihnachtsfeier) Vesper und Bier frei hat, aber sonst keine weitere Anforderungen zu stellen hat.“

Januar 1907

Am 1. Januar 1907 stellt der TSV neun Instrumente zum Wert von 331 Mark in seiner Inventurliste auf.

Im Sommer erscheint folgender Nachtrag in der Inventurliste: „Die hier genannten Instrumente wurden im Sommer 1907 um 100 Mark verkauft.“

Die am 18. April 1907 stattfindende Ausschusssitzung war das Aus für unsere Musik im TSV. Der Beschluss lautete: „Wurde einstimmig beschlossen, die Musik nicht mehr weiter zu führen und die Instrumente einzuziehen.“

Eine Meßstetter Musik wird bis zum Jahre 1913 direkt nicht mehr erwähnt.

Bei den Wald- und Bergfesten spielen Nachbarkapellen. Allerdings existiert heute ein Notenheft von 1910 mit der Namensangabe Strölin, der Vorname ist nicht erwähnt.

Die beim Erdbeben im Jahre 1911 stark beschädigte Kirche wurde in zweijähriger Bauzeit wieder errichtet und im September 1913 wieder eingeweiht. Bei der Einweihungsfeier wirkte bereits wieder eine Musik aus Meßstetten mit, so geht es jedenfalls aus einem Artikel im „Albboten“ hervor.

Überraschungsfund:

Als Überraschung erwies sich der Besuch im Staatsarchiv von Sigmaringen, wo sich insgesamt 18 Dokumente über eine Eintragung eines Musikvereins Meßstetten in das Amtsgericht Balingen befinden

In Sigmaringen befinden sich zwei Satzungshefte. In § 26 heißt es beispielsweise: „Der Verein löst sich auf, wenn die Zahl der Mitglieder weniger als 20 beträgt.“

Der Musikverein wird 1914 noch einige Male erwähnt. Im Februar machten die Musikanten eine Schlittenfahrt nach Tieringen, wo dann ein „Willkommensmarsch“ intoniert wurde. Im Juni wirkte die Musik bei einem „Waldfest am Edelmann“(Zwischen Meßstetten und Hossingen) mit. Im Zeitungsbericht heißt es: „Allen Mitwirkenden, besonders aber der Musik, sei hiermit Dank gesagt.“

Am 21. Juni feierte der Musikverein sein eigenes Waldfest und am 28. Juni fand das 8. Stiftungsfest des TSV statt.

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges lähmte alle weiteren musikalischen Aktivitäten. Während der Kriegswirren wurden bereits einige Instrumente verkauft.

Musikverein wird wieder aufgelöst

Am 21. April 1919 stellte der damalige Vorstand Friedrich Ast beim Amtsgericht den Antrag auf Löschung des Musikvereins Meßstetten aus der Vereinsliste. Auch sollten die letzten sieben Instrumente sofort verkauft werden, da noch 205 Mark Schulden vorlagen.

Doch in seinem Antrag schreibt er „Falls noch hiesige Liebhaber da wären, würde man ihnen die Instrumente überlassen unter der Bedingung, um das Musikleben nicht ganz verlöschen zu lassen.“ Schon damals also hingen die Musikanten an ihrem Hobby. Doch alles nutzte Nichts, die amtliche Auflösung war im Juni 1919.

Die zwanziger Jahre

In den 20er Jahren existierte in Meßstetten eine „Jazz-Musik“, die neben dem 1927 wieder gegründeten Musikverein bis zum 2. Weltkrieg bestand.

Man erzählt, dass die Jazz-Formation sogar Auftritte in Ludwigsburg und Ravensburg bestritt. Mit Emilie Vollmer und Maria Fritz waren, für diese Zeit ungewöhnlich, zwei Frauen in der Jazz-Gruppe.

Wiedergründung im Jahre 1927

Ab der Gründung des Musikvereins 1927 wurde ein Protokollbuch geführt, das heute noch bei jeder Generalversammlung eingesehen werden kann.

Der erste Dirigent nach der Wiedergründung hieß Friedrich Strölin, der bereits 1913 als Dirigent fungierte. Als treibende Kräfte für die Wiedergründung der Musik sind Albert Fritz (Uhrenmacher) und Wilhelm Müller (Ochsenwirt) zu nennen.

Wilhelm Müller übernahm das Amt des Vorstands. Die Anschaffung der notwendigen Instrumente erfolgte für den Preis von 1.100 Mark bei der Firma Reisser in Ulm.

Um den Betrag überhaupt aufbringen zu können, musste jeder Musikant selbst 20 Mark aufbringen, für damalige Verhältnisse eine hohe Summe.

Doch nachdem diese Hürde überwunden war, konnten die Musikanten am 24. Juli 1927 erstmals in der Öffentlichkeit auftreten.

Im Jahre 1928 übernahm Ludwig Bez den Dirigentenstab und führte den wachsenden Musikverein zur Teilnahme an einigen Wertungsspielen.

1932 übernahm Gustav Maute das Amt des Dirigenten. Unter seiner Führung ging es mit der Kapelle weiter aufwärts, bis der Verein in den Strudel der nationalsozialistischen Politik geriet.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der Verein in eine „NS-Kapelle“ umgewandelt. Nach und nach wurden die Musikanten in den Kriegsdienst eingezogen und das Vereinsleben ging langsam zu Ende.

Wiedergründung im Jahr 1927

Zweite Wiedergründung im Jahr 1952

Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde 1952 der Verein wieder belebt. Und wiederum war es Wilhelm Müller, der das Vorstandsamt übernahm. Außerdem stellte er den Ochsensaal als Proberaum zur Verfügung. Erneut war es Gustav Maute, der den Dirigentenstab übernahm.

Die Beschaffung von Noten und Instrumenten stellte zunächst ein finanzielles Problem dar. Freundlicherweise erklärte sich die Musikkapelle Lautlingen dazu bereit, ein Werbekonzert im Ochsensaal zu geben, mit dessen Erlös die ersten Anschaffungen getätigt werden konnten.

Gustav Maute gab 1962 das Dirigenten-Amt an Hans Pfaff ab, der in den folgenden sechs Jahren mit Unterstützung von Rudi Lehr eine Jugendgruppe aufbaute.

Die Vorstandschaft wechselte 1957 von Wilhelm Müller zu Ernst Berger (Bauunternehmer) und schließlich zu Eugen Gerstenecker (Schneider-Eugen).

Im Jahre 1966, kurz vor dem 40-jährigen Jubiläum, musste Hans Andelar, damals 2. Vorstand, die Vereinsführung übernehmen.

Er übte das Amt des Vorstands bis 1982 aus. In dieser Zeit wurden wichtige Entscheidungen getroffen. So stieß im Jahr 1969 Karlheinz Clesle als Nachfolger von Hans Pfaff als Dirigent zur Kapelle. Unter seiner Führung wurde die Jugendarbeit im Verein sehr stark gefördert. Im Jahre 1973 konnte sogar erstmals eine Jugendkapelle zum Kritikspiel angemeldet werden.

Nach 16 Jahren übergab Hans Andelar das Vorstandsamt an seinen Sohn Hans Andelar jun. In dieser Zeit wurde das viele Jahre stattfindende Sommerfest, damals noch am Wasserturm, aus der Taufe gehoben.

Auch die kleine Besetzung des Musikvereins, die „Original Meßstetter Blasmusik“ wurde in dieser Zeit gegründet und konnte viele Erfolge feiern. Hans Andelar jun. führte sein Amt bis ins Jahr 1992 aus, dann ging es in die Hände von Michael Schlecht über, der dieses Amt bis 2003 inne hatte.

Der Dirigentenstab wechselte im Jahr 1995 von Karlheinz Clesle an Joachim Bock, der die Kapelle bis zum Weihnachtskonzert 2013 leitete. Auch er forcierte sehr stark die Jugendarbeit im Verein, so dass heute eine stattliche Anzahl von jungen Musikantinnen und Musikanten in der Kapelle musiziert.

Musikverein um 1952
Musikverein in den 1960er Jahren

2002 feierte der Musikverein sein 125-jähriges Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen, wobei sicherlich das Konzert mit dem MV Dotternhausen im Frühjahr den Höhepunktpunkt darstellte.

Im Jahr 2003 gab der Vorsitzende Michael Schlecht das Amt an seinen damaligen 2. Vorsitzenden Michael Weier ab, der dem Verein drei Jahre lang alleine vorstand. Wegen der immer komplexer werdenden Vereinsarbeit, entschloss man sich beim Musikverein Meßstetten als erster Verein im Blasmusik-Kreisverband Zollernalb die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Stefanie Wochner und Annette Stölzle wurden im Jahr 2006 ebenfalls zu Vorsitzenden gewählt. In diesem Jahr wurde zudem wieder eine Jugendkapelle gegründet, die die ersten fünf Jahre von Michael Weier aufgebaut und geleitet wurde.

Musikalisch gesehen nahm die seit 2003 eingeschlagene Musikrichtung mit traditioneller Egerländer Blasmusik immer mehr Fahrt auf. Im Jahr 2004 fand erstmalig ein Saisonauftakt statt, der sich beim Publikum großer Beliebtheit erfreute und seither traditionell im Frühling durchgeführt wird. Nicht unerwähnt darf das jährlich am 4. Advent durchgeführte Meßstetter Weihnachtskonzert bleiben. Hier hat es der Musikverein unter der Stabführung von Joachim Bock geschafft, dem Publikum einen unvergesslichen vorweihnachtlichen Abend zu bescheren. Bislang waren diese Konzerte immer restlos ausverkauft. Im Jahr 2003 hatten wir erstmalig einen Auftritt bei der Kirchweih in Karlsruhe-Neureut, den wir seither regelmäßig wiederholen dürfen und dort zum Frühschoppen am Sonntagvormittag aufspielen. Unsere Musik ist bei anderen befreundetet Musikvereinen sehr beliebt und hat uns viele schöne Auftritt gebracht. Nicht zu vergessen ist das jährliche Schäferfest auf dem Raichberg in Onstmettingen, bei dem wir seit Jahren am Sonntagnachmittag ein fester Teil des Programms sind.

Im Jahr 2009 legte Annette Stölzle ihre Arbeit als Vorständin nieder. Erst im Jahr 2012 konnte mit Martin Fetzer ein Nachfolger gefunden werden, der das Führungstrio damit wieder komplettierte. Joachim Bock hat im Jahr 2013, nach fast 20-jähriger Tätigkeit als Dirigent des Musikverein Meßstetten, seinen Rücktritt erklärt. Mit Andreas Bott aus Tailfingen haben wir einen würdigen Nachfolger gefunden, der beim Saisonauftakt 2014 seinen musikalischen Einstand mit Bravour meisterte. In nur wenigen Wochen hat er es verstanden mit dem Verein zu einer Einheit zusammenzuwachsen. Im Jahr 2016 traten mit Sandra Dreher und Jochen Weier die Nachfolge der langjährigen Vorsitzenden Stefanie Wochner und Michael Weier an. Damit konnte mit jungem Blut ein nahtloser Übergang erreicht werden. Seit 2017 dirigiert Andreas Bott nun auch die Jugendkapelle.

Musikverein im Jahr 2009
Musikverein Meßstetten 2014

Als in der Hauptversammlung 2020 Sandra Dreher sich nicht mehr zur Wahl stellte, verblieb einer der drei Posten um den Vereinsvorsitz vakant.

Mit dem Ende des Corona-Jahres 2020 trennten wir uns einvernehmlich von unserem Dirigenten Andreas Bott. Da pandemiebedingt auch im Jahr 2021 kaum Proben, Auftritte und sonstige Aktivitäten möglich waren, konnte man sich in aller Ruhe auf die Suche nach einem Nachfolger machen. Dieser wurde dann im Frühjahr 2022 gefunden: Eberhard Schwille aus Ohmenhausen hat nach einer selbst auferlegten Probezeit dann im Sommer das feste Engagement angenommen. Er bringt sehr viel neuen Schwung und vor allem Fachkompetenz in allen Registern mit.
In der Generalversammlung 2022 legte Martin Fetzer das Amt des Vorsitzenden nieder. Mit Carina Weier und Melanie Schlagenhaufer konnte Jochen Weier sich zwei Mitstreiterinnen im Vorstandstrio sichern.